Cannabis begleitet die Menschheit schon seit ungefähr 5000 Jahren und hat in den vergangenen Jahrtausenden stets ein recht stabiles Image als Medizinpflanze und Rohstoff genossen. Doch zu Beginn des letzten Jahrhunderts änderte der Mensch ausgehend von den USA seine Haltung gegenüber Cannabis drastisch. Cannabisblüten wurde nicht mehr als Heilpflanze gesehen, sondern vielmehr als gefährliches Rauschmittel: Tabu für den braven Bürger, Statussymbol für den „Outlaw“. Die Entwicklung hin zur Stigmatisierung von Cannabis ‒ aber auch hin zu der heutigen Symbolträchtigkeit der Hanfpflanze ‒ ist spannender als ein Tarantino-Western. Das Stigma und die rechtliche Lage um Cannabis wirkt sich auch auf solche Cannabis-Produkte negativ aus, die gar nicht berauschend wirken. Mehr dazu im Blogbeitrag zur Rechtslage von CBD.
Das letzte Jahrhundert lässt sich am sogenannten Spiegel der Gesellschaft nachverfolgen: anhand der Pop-Kultur. Es existiert sogar der Begriff der Cannabis Culture: Eine Gruppe von Cannabisbefürworter:innen, mit eigenem Slang, eigenem Humor, eigenem Kodex und eigener … Kultur!
Die Pop-Kultur als Form der Massenunterhaltung greift jene Themen auf, die die Menschen bewegen. Dazu gehört Cannabis ‒ als “schreckliche Droge”, als Zeichen der Hippie-Bewegung, als alternatives Heilmittel und vieles mehr.
Cannabis in Film und TV
Die Cannabispflanze war unter der US-amerikanischen Bevölkerung weitestgehend unbekannt ‒ da produzierte eine christliche Initiative den Film Reefer Madness (1936). Er erzählt die alarmierende Geschichte einer Gruppe Jugendlicher, die nach dem Konsum von Marihuana wahnsinnig werden und Straftaten begehen. Auch wenn eine derartige Wirkung von Marihuana bisher nicht in der Realität beobachtet werden konnte, so erreichte der Film jedoch Kultstatus und eine völlige Stigmatisierung der Hanfpflanze bei besorgten Müttern und Vätern überall in den USA.
Doch zeichnen Filme des vergangenen Jahrhunderts nicht nur ein negatives Bild von Cannabis. Eine Sparte des Kinos ist der Darstellung des Cannabiskonsums regelrecht verschrieben: Mit Highschool Confidential! (1958) begann der Trend der Stoner-Filme, darunter unter anderem Fast Times at Ridgemont High (1982), Up in Smoke (1978), Dazed and Confused (1993), The Big Lebowski (1998), Half Baked (1998), Ananas Express (2008) … die Liste findet kein Ende.
Allerdings handelt es sich bei Stoner-Filmen größtenteils um Filme aus US-amerikanischer Produktion. Gibt es denn in der deutschen Filmlandschaft auch einen grünen Kultfilm? In der Tat! Lammbock (2001) zeigt Kai und Stefan, zwei Pizzalieferanten, die mehr als nur Pizza nach Hause bringen …
Abgesehen von Spielfilmen taucht Cannabis, oder immerhin Hinweise auf Cannabis, auch in Serien auf. Seit 1989 unterhalten die Simpsons ihre ZuschauerInnen mit dem alkoholaffinen Homer in der Hauptrolle. In der 16. Folge der 13. Staffel schafft Homer kurz den Absprung vom Alkohol, als er Cannabis entdeckt. Eine erfrischend positive Darstellung von Cannabis im Vergleich zu Alkohol!
Auch South Park und How I Met Your Mother strahlten jeweils eine Folge zu aus, in der Cannabiskonsum thematisiert wird. Family Guy hat sogar eine Folge zu bieten, in der der Hund Brian mit der Unterstützung des Kleinkindes Stewie für die Legalisierung von Marihuana demonstrieren. Am meisten Freude bereitet jedoch die Referenz aus Adventure Time: Uhren zeigen stets auf 04:20 Uhr; bekanntlich die beste Zeit, einen anzuzünden.
Cannabis in der Musikszene
Von den Beatles bis Snoop Dogg, von Black Sabbath bis Miley Cyrus ‒ Cannabis findet in der Musik schon seit jeher Erwähnung. So singt Paul McCartney in dem 1966er Got to Get You into My Life nicht, wie häufig gedacht, von einer romantischen Beziehung. Er singt von Cannabis, welches er zu dieser Zeit für sich entdeckte.
Auch in der Musik gibt es das Stoner Genre: Stoner Rock und Stoner Doom. Einige VertreterInnen dieser Musiksparte sind jedoch kaum begeistert vom Namen ihres Genres, der die MusikerInnen angeblich in ein schlechtes Licht stelle. Dennoch findet Cannabis an der einen oder anderen Stelle Erwähnung, unter anderem bei Queens of the Stone Age, Sleep und Yawning Man.
Zwei weitere zentrale Musik-Genres, die eine Assoziation zu Cannabis wecken, sind Reggae und Hip Hop. Reggae als Heimat der Hymne Legalize It von Peter Tosh birgt seit dessen Veröffentlichung 1976 Symbolcharakter für die gesamte Cannabis-Legalisierungsbewegung. Ironischerweise wurde Peter Toshs Album von einem Cannabis-Dealer aus Miami finanziert.
Natürlich kann auch Bob Marley bei der Darstellung von Cannabis und Reggae nicht unerwähnt bleiben. Als Rastafari genoss er Cannabis, das er in seiner Musik mehr als ausgiebig thematisierte, auf rituelle Weise. So gewann Bob Marley geradezu Kultstatus unter cannabisrauchenden Reggaeenthusiasten.
Cypress Hill und Snoop Dogg gehören zu den Klassikern der Hip-Hop-Szene und fröhnen dem Cannabiskonsum auf derart deutliche Art und Weise, dass sie zu Sinnbildern der Marihuana-Szene geworden sind. So klasse ihre musikalischen Tribute an Cannabis auch sein mögen, noch eindrücklicher gestaltet sich ihr medialer Auftritt: Ob Cypress Hill mit einem Joint der Größe eines Neugeborenen auf der Bühne, oder ob Snoop Dogg, der mit einem Polizisten kifft ‒ diese Fotos prägen die Cannabis-Pop-Kultur bis heute und werden sie noch lange begleiten.
Viele MusikerInnen berichten von einer anregenden, sinneserweiternden Wirkung des Cannabisrausches, die inspirierend auf das künstlerische Schaffen wirke. Doch auch abgesehen von den Kunstschaffenden sind Musik und Cannabis eine sehr brisante Kombination! Oberle und Garcia (2015) gelang es sogar, ausgehend vom Musikgeschmack der Studienteilnehmer:innen deren Konsum vorherzusagen. Besonders “energisierende Musik” wirke sich “besonders schädlich” auf den Cannabiskonsum der Befragten aus.
Darstellung von Hanf und Cannabis in Videospielen
Videospiele gehören seit etwa 40 Jahren zu den Unterhaltungsmedien und stehen in einem gegenseitigen Wirkungsverhältnis mit unserer Gesellschaft. Es gibt zu jedem Thema ein Computerspiel, wie speziell es auch sein mag: LSD-Träume, Seilbahnfahrten und schwerer Autodiebstahl. Es ist somit nicht verwunderlich, dass es unzählige Spiele gibt, in denen es mehr oder minder um Cannabis geht. In einem Spiel ist der Umgang mit Cannabis jedoch auf eine Art und Weise allgegenwärtig, dass es eine Ehrennennung verdient: Grand Theft Auto V.
Insgesamt elf Teile gibt es bereits von der Spielreihe des Hauses Rockstar Games. Im neuesten Teil findet nun auch Cannabis Erwähnung. Durch die Freiheit, die der/die Spielende bei GTA hat, kennen die Möglichkeiten des Zeit- und Cannabisvertreibs keine Grenzen. Marijuana kommt in Haupt- und Nebenmissionen vor, kann geraucht, gekauft, gefunden oder verkauft werden. Sogar medizinisches Potential der Pflanze wird thematisiert. Fast wie im realen Leben!
4. Fazit
Die Popkultur kennt Cannabis vorallem als Rauschmittel, als THC-haltiges Kraut, das von zerzausten Jugendlichen konsumiert wird. Zwar werden die Vor- und Nachteile von THC-haltigem Cannabiskonsum gelegentlich reflektiert, doch handelt es sich bei der Darstellung von Cannabis in der Pop-Kultur doch hauptsächlich um ein Wiederkäuen oder auch Feiern des Kiffer-Stereotyps.
Um die Stigmatisierung der Hanfpflanze überwinden zu können, ist das vielfältige Potential von Cannabis auch fernab des Rausches zu betrachten. Dass die Pop-Kultur das schaffen soll, ist aber vielleicht auch zu viel von der Massenunterhaltung verlangt. An dieser Stelle kann jedoch unser spannender Blogbeitrag zu Cannabis und CBD anknüpfen.
Quellen
Cannabis Culture (Lifestyle)
https://en.wikipedia.org/wiki/Cannabis_culture
Cannabis in der Popkultur
https://www.northpointrecovery.com/drugs-in-pop-culture/
Stoner Filme
https://www.moviepilot.de/filme/beste/handlung-cannabis
Cannabis und HipHop
https://www.highsnobiety.com/p/marijuana-hip-hop-culture/
Cannabis in TV-Serien
https://cannabis.wiki/lifestyle/the-greatest-references-to-marijuana-use-on-popular-tv-shows
Cannabis und Computerspiele
GTA
Studie
Oberle, C. D., & Garcia, J. A. (2015). Predicting alcohol, cigarette, and marijuana use from preferential music consumption. Journal of drug education, 45(2), 113-125. https://doi.org/10.1177%2F0047237915607283