Was kann CBD und wo liegen seine Grenzen?
Das ZDF Magazin Royale mit Jan Böhmermann in der Hauptrolle ist eine gesellschaftkritische, auf journalistischer Recherche aufbauende Satiresendung. Leider war in der Sendung vom 29.10.21 bei aller Empörung und Unterhaltung wenig Platz für journalistische Recherche. In gewohnt spöttischer Manier verhöhnt Jan Böhmermann den CBD-Markt, ignoriert Evidenz zur Wirksamkeit von CBD und bezieht sich aber doch stets auf CBD Lifestyle-Produkte. Seine Grundlage ‒ zwei „Expertinnen”-Meinungen und etwas Kritik an einer von Vaay zitierten Studie. Was an Böhmermanns Kritik dran ist und wieso CBD nicht gleich CBD ist, all das erfährst Du im folgenden Blogbeitrag.
Kritik von Böhmermann: „CBD ist die perfekte Mischung aus Silicon Valley und Naturheilkunde”
Mit einer Werbecollage von sogenannten „CBD Lifestyle-Produkten” beginnt Jan Böhmermann seine Sendung ZDF Magazin Royale am 29.10.21: Influencer:innen auf Instagram halten der Reihe nach CBD Lifestyle-Produkte in die Kamera und schwärmen. Ein CBD-Öl ohne erkennbare Beschriftung, CBD Blüten, CBD Gesichtstonikum, ein CBD Gesichtsserum, ein CBD Mundöl, CBD Kekse, CBD Kaffee, CBD Körperöl, CBD Badekugeln, CBD Schokolade, CBD E-Liquids, CBD Handcreme, CBD Shampoo, CBD Hundefutter, CBD-Öl für Hunde (CBD-Gehalt von 3 %) und sogar eine CBD Decke sind in der Montage der Instagram-Videos untergebracht. Unterdessen erzählen die jeweiligen Instagramer:innen von den vielfältigen Einsatzmöglichkeiten und Wirkungsweisen von CBD. Es sei heilend, schlaffördernd, schmerz- und entzündungshemmend. Es töte Krebszellen und beende Verspannungen. Aus Instagram-Beiträgen werden Natascha Ochsenknecht und zu.mir.oder.zu.bier zitiert: CBD helfe gegen Kopfschmerzen, Menstruationsschmerzen, Schlafstörungen, Mückenstiche, Pickel, chronische Schmerzen, Entzündungen, Übelkeit und Depressionen.
Wie CBD angewendet werden muss, um zu wirken, wird nicht erzählt. Stattdessen werden die Behauptungen der Influencer:innen zu CBD automatisch auf das jeweilige CBD Lifestyle-Produkt in ihren Händen übertragen. Anstatt zwischen CBD Lifestyle-Produkten und vollwertigen CBD Produkten zu differenzieren, wird der ganze Markt über einen Kamm geschert ‒ sowohl von den Influencer:innen, als auch von Jan Böhmermann.
Wo liegt das Problem an Böhmermanns CBD Kritik?
Jan Böhmermann wirft den gezeigten Influencer:innen und Politiker:innen vor, ohne jede Ahnung von CBD Geld daran verdienen zu wollen. Jeder von ihnen habe eine Meinung, aber keine Ahnung. Doch zum Wissen der Zuschauenden trägt auch Jan Böhmermann nichts bei. Zwar gibt es einen Einspieler, der kurz den Wirkstoff CBD definiert, doch scheint sich kein Mitglied der Redaktion darüber hinaus informiert zu haben. Als Quellen dienen einzig Instagram, Feuillton-Artikel, eine von Vaay zitierte Studie und zwei äußerst kurze Einordnungen der Forschungslage durch PD Dr. Eva Hoch (Psychologin und Cannabis-Forscherin) sowie Prof. Dr. Kirsten Müller-Vahl (Fachärztin für Psychiatrie und Neurologie). Wie kann sich Jan Böhmermann auf dieser Grundlage ein Urteil über die Wirksamkeit von CBD erlauben? Vor allem, wenn er die Forschungslage ignoriert, die die Expertinnen ihm zusammenfassen? CBD sei nur gegen bestimmte Formen von Epilepsie zugelassen, es gebe keine Studien zu niedrig dosiertem CBD in Lifestyle-Produkten ‒ so PD Dr. Eva Hoch. Letzteres bestätigt auch Prof. Dr. Kirsten Müller-Vahl: Alle Effekte, die man davon [CBD in Lifestyle-Produkten] verspüre, seien Placebo-Effekte. Die von den Expertinnen unternommene Unterscheidung von dem Wirkstoff CBD und CBD Lifestyle-Produkten greift Böhmermann nicht auf.
Der Selbstversuch Böhmermanns mit CBD Mundspray
Kein ZDF Magazin Royale ohne Comedy ‒ und Comedy ist auch der CBD Selbstversuch Jan Böhmermanns. Er sprüht sich nach Anleitung ein CBD Mundspray von Vaay auf die Mundschleimhaut, spült 20 Sekunden lang und spuckt aus. Einstellen soll sich ein Entspannungseffekt, gemessen allein an Böhmermanns Einschätzung. Live im Studio, mitten in der Sendung, dessen Alleinunterhalter und Moderator er ist. Ein Pumpstoß entspricht etwa 0,2 ml (20mg CBD). Dass sich kein Entspannungseffekt einstellt, ist sicherlich keine Überraschung. Ganz abgesehen von den Rahmenbedingungen des Selbstversuchs ist die Dosis an CBD schlichtweg zu gering, um irgendeine Wirkung entfalten zu können. Deswegen ist es ein CBD Lifestyle-Produkt, kein reines CBD Produkt. Doch übt Böhmermann nicht nur daran Kritik: Das CBD Mundspray sei zu teuer und schmecke eklig. Auch, so kritisiert er, sei die Deklaration des Mundsprays „windig”. Das CBD Mundspray sei ein „kosmetisches Mittel zur Pflege des Mundraumes” und damit nicht allzu eng mit dem versprochenem Weg zur Entspannung assoziiert. Böhmermann zeigt den Widerspruch zwischen Deklaration der CBD Lifestyle-Produkte und ihrer Werbung auf: Trotz eindeutigem Verzehrverbot werden CBD Lifestyle-Produkte im Netz offen mit Rezepten beworben, die sie als zum Verzehr geeignet darstellen. Er thematisiert jedoch nicht, wie es zu diesem Widerspruch kommt.
CBD ist ein Nischenwirkstoff und war über Jahre im Graubereich der rechtlichen Zulassung. Zuvor unterlag Hanf, und damit auch CBD, ein Jahrhundert lang der Prohibition. Forschung an Anwendungsfeldern von Cannabis wurde maßgeblich behindert und die Pflanze als reines Rauschmittel stigmatisiert. Wir erleben zurzeit einen historischen Wendepunkt der Rechtslage: Dass CBD Lifestyle-Produkt-Anbieter ihre Produkte in die ihnen zugänglichen Deklarationen sortieren, ist natürliche Folge der Marktentwicklung.
Wirken CBD Lifestyle-Produkte?
Woran es bei Böhmermann an jenem Abend fehlt, sind Forschungsergebnisse. Eine einzige Studie wird aufgegriffen und kritisiert, und zwar die von dem CBD Lifestyle-Produkt-Anbieter Vaay zitierte Studie „Cannabidiol in Anxiety and Sleep: A Large Case Series” (Shannon, Lewis & Hughes, et al., 2019). Es gebe keine Kontrollgruppe und die Probanden seien informiert, dass sie CBD verabreicht bekämen. Auch sei die Teilnehmerzahl der Studie zu gering. Die Kritik an der Studie ist berechtigt, wie auch Vaay im Ursprungstext bereits schreibt. Doch ist diese Studie nicht die einzige, die zur Einschätzung der Wirksamkeit von CBD herangezogen werden kann. Auch ist diese Studie zur Einschätzung der Wirksamkeit von CBD Lifestyle-Produkten nicht geeignet; ist die Dosis an CBD in der Studie doch signifikant höher als in CBD Lifestyle-Produkten.
„CBD könnte ein breites therapeutisches Potenzial besitzen, da es möglicherweise anxiolytische, antipsychotische, analgetische, antiinflammatorische, antioxidative und antikonvulsive Effekte aufweise” ‒ so zitiert das deutsche Ärzteblatt PD Dr. rer. nat. Eva Hoch. Das bedeutet, CBD könnte angstlösend, schmerzlösend, entzündungshemmend, zellschützend und entgegen Psychosen wirken.
Aus Studien geht hervor, dass CBD u. a. bei Parkinson (Zuardi et al., 2009), Schizophrenie (McGuire et al., 2018), chronischem Schmerz und Schlafproblemen (Capano, Weaver and Burkman, 2020), generalisierter Angststörung (Crippa et al., 2011), beim Dravet-Syndrom der Epilepsie (Devinsky et al., 2019) und beim Aufmerksamkeitsdefizit-Hyperaktivitätssyndrom (Sarris, Sinclair, Karamacoska, et al., 2020) therapeutisches Potential hat. Um diese entfalten zu können, muss CBD in ausreichend hoher Dosierung regelmäßig zugeführt werden. CBD Lifestyle-Produkte erfüllen diese Maßstäbe nicht, oder nur selten. Wer von der Wirkung von CBD profitieren möchte, muss sich dementsprechend genau informieren, wie hoc all das erfahrt h der CBD Gehalt seines CBD Produktes der Wahl ist und wie er es richtig anwendet.
Fazit: Es ist nicht alles CBD, was glänzt
Jan Böhmermann hat nicht Unrecht, wenn er die Versprechen des CBD Lifestyle-Marktes hinterfragt. Doch wenn das Hinterfragen ins Vereinfachen oder gar Verteufeln mündet, so gelingt keine realistische Einschätzung. Um die Wirkung von CBD einschätzen zu können, ist das Lesen (und Begreifen!) von mehr als nur einer Studie der Weg zum Erfolg. Auch gilt es, zwischen dem Wirkstoff CBD und CBD Lifestyle-Produkten zu unterscheiden. Wer ein gutes Produkt erwerben möchte, muss sich durchlesen, was genau auf der Verpackung steht. Das ist nicht nur bei CBD Produkten und dessen CBD Gehalt der Fall, sondern bei jedem anderen Produkt auch. Das Full Spectrum CBD Öl von SANALEO beispielsweise enthält bei höchster Dosierung insgesamt 2500 mg CBD ‒ ein CBD Gehalt, bei dem man eine Wirkung erwarten darf.
Grundsätzlich gilt: eigene Meinung bilden, statt sich von dem einen oder anderen Extrem hinreißen zu lassen! So hat der mündige Einsatz von CBD eine Chance auf Erfolg.