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Super Bowl, die USA und das Kiffen: von 1937 bis heute

Ab Montag läuft der Super Bowl, das wichtigste Ereignis der US-amerikanischen American-Football Profiliga. In aller Welt versammeln sich Menschen, um das das Super Bowl Spektakel anzuschauen. Super Bowl ist in den Staaten in seiner Reichweite vergleichbar mit dem deutschen Fußball; entsprechend weit reicht auch die Werbung, die mit dem Super Bowl ausgestrahlt wird. Wie scheinheilig die Cannabislegalisierung in den Staaten läuft und welche Gestalt das im Rahmen des Super Bowls annimmt ‒ das erfährst Du in diesem Artikel.

Super Bowl
Foto von Pixabay

Die Cannabislegalisierung in den USA

Um zu verstehen, warum Cannabis so lange als Droge verschrien war, müssen wir zum Beginn des letzten Jahrhunderts in die USA blicken. 1937 wurde Cannabis in den USA offiziell verboten, wodurch sich weltweit das Stigma um die Pflanze verbreitete. Die Gründe dafür waren vielfältig, doch stark vereinfacht lassen sie sich auf den Profit der weißen, US-amerikanischen Elite herunterbrechen.

Erst mit den 1970er Jahren gelang es, erste Bestrebungen der Entkriminalisierung von Cannabis in den USA erfolgreich durchzusetzen. In den 1990ern legalisierten fünf Bundesstaaten die medizinische Nutzung von Cannabis: Oregon, Alaska, Kalifornien, Maine und Washington DC. In den letzten 10 Jahren hat etwa die Hälfte aller US-Bundesstaaten Cannabis mindestens teilweise legalisiert. Seit 2021 wird eine US-weite Legalisierung von Cannabis diskutiert.

Mit der Entkriminalisierung kam jedoch keine Entstigmatisierung. Zu präsent ist das Stereotyp des verlodderten Kiffers mit Körpergeruch und ohne Perspektive. Mit der Geschichte der Cannabisumbrüche in den USA vor Augen kann es kaum verwundern, dass sich das Land in seiner Handhabe mit der öffentlichen Darstellung von Cannabis uneins ist. Dies wird derzeit wieder besonders deutlich ‒ und zwar beim Event des Jahres: dem Super Bowl.

Super Bowl und Brokkoli

„Der Fernsehsender NBC-TV, der das Meisterschaftsspiel der National Football League (NFL) überträgt, hat einen Werbespot des Cannabis-Marktplatzes und Lieferdienstes Weedmaps für den Super Bowl LVI (56) abgelehnt. Der satirische Werbespot von Weedmaps zeigt einen lebensgroßen Brokkoli-Spross (namens Brock Ollie), der es satt hat, mit etwas verwechselt zu werden, das er nicht ist. Brokkoli-Emojis werden in sozialen Medien und Sofortnachrichten-Apps häufig verwendet, um Cannabis darzustellen.”, so schreibt Dario Sabaghi für die Forbes. Der Grund für die Ablehnung? Für Cannabis und cannabisähnliche Produkte würde nicht geworben ‒ ohne Diskussion.

Während Alkohol und Wetten beim Super Bowl durchaus beworben werden, sind Cannabisprodukte noch immer ein absolutes Tabu für die US-amerikanische Medienwelt. Selbst solche Cannabisprodukte, die keinen Rausch herbeiführen, werden von führenden Werbefirmen abgelehnt: zum Beispiel CBD-Produkte. Dies schadet nicht nur den Vertreibenden von Cannabisprodukten, sondern unterstützt das „Kiffer”-Stigma und hemmt auch die Information der Konsumierenden sowie den nationalen Diskurs zum Thema Hanf.

Super Bowl
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Spiel- und Alkoholsucht finden voraussichtlich keine Erwähnung in der Werbezeit des Super Bowls, aber Büros für Sportwetten und Bier. Cannabis bleibt jedoch unsichtbar. Diese Scheinheiligkeit des US-amerikanischen Fernsehens ist stellvertretend für ein Problem, das über die Grenzen der USA hinaus geht.

Auch in Deutschland ist das Thema Hanf noch stark umstritten. Zwar wurde die Cannabislegalisierung in Deutschland in den Koalitionsvertrag vereinbart, doch ist bisher noch kaum Betrebung in diesem Sinne spürbar. Ab wann es endlich soweit ist? Unbekannt. EIns ist jedoch sicher: Mit der Legalisierung kommt auch die Herausforderung für die Werbeagenturen.

Julius Bretzel schreibt für die Augsburger Allgemeine: „(…) die Regelungen für Marketing und Sponsoring [sollen] bei Alkohol, Nikotin und Cannabis verschärft werden. Um Missbrauch von Alkohol und Nikotin in Zukunft vorzubeugen, wollen die drei Parteien ͵auf verstärkte Aufklärung mit besonderem Fokus auf Kinder, Jugendliche und schwangere Frauenʹ setzen.”

Ob Super Bowl, Olympia oder Fußball: Sport geht mit Doping, Alkohol und Wetten Hand in Hand. Die negativen Konsequenzen von Trink- und Spielsucht sind häufig unterschätzt und zu selten thematisiert. Ausgerechnet Cannabis zu tabuisieren … das finden wir einfach scheinheilig.

Quellen:

https://www.forbes.com/sites/dariosabaghi/2022/02/10/super-bowl-wont-air-cannabis-ads/

https://www.augsburger-allgemeine.de/politik/cannabis-legalisierung-in-deutschland-ab-wann-hanf-erlaubt-noch-2022-update-11-2-22-id61128726.html

(Jeweils aufgerufen am 13.02.22)

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